Unsere Reise zu einem geheimnisvollen Ort
"Das Herzchakra der Welt liegt in Ungarn, im Pilis Gebirge." So der Dalai Lama, der das
Pilis Gebirge als den wichtigsten und wunderbarsten Ort der Welt bezeichnet" (Quelle). Und nicht überraschend trägt der höchste Punkt dieses Gebirges den Namen "Dobogókö" - pulsierende Steine. Das Herz der Erde schlagen zu hören, war ein verheißungsvolles Erlebnis, das wir uns nicht entgehen lassen wollten. Unsere Neugierde war geweckt und unser Urlaubsziel gefunden ... Viel Freude an unserem kleinen Reisebericht, der auch von unseren weiteren Stationen in der Region berichtet.
Anreise ins Pilis-Gebirge
Es sollte unser erster gemeinsamer Campingurlaub werden und wir hatten uns einen Zeltplatz auf dem schön gelegenen Campingplatz von Dömös (Link) direkt am Donauknie gesichert.
Wir haben Beide nur wenig Campingerfahrung und waren gespannt, ob uns diese Art des Urlaubs wohl gefallen würde. Dank eines Luxuszeltes, das uns Freunde für diese Reise geliehen hatten und für reichlich Bewegungsfreiheit sorgte, sollte sich das Campen während unserer Tage am Donauknie als wunderbare Neuentdeckung herausstellen. Den ganzen Tag mehr oder weniger an der frischen Luft zu verbringen, war für uns "Computerfreaks" ein wohltuender Sauerstoffbooster.
Unser Zelt stand unter einem guten Stern bzw. Herz. Auch ein Gesandter des Himmels stattete unserer Übernachtungsstätte einen Besuch ab. Eigentlich hätte dieser Himmelsbote längst auf dem Weg nach Afrika sein müssen.
Künstlerstadt Szentendre
Der erste Tag begrüßte uns mit leichtem Regen. Uns kam es gelegen, denn die nächsten Tage sollten mit tropischen Temperaturen von über 30°C aufwarten. Wir entschlossen uns, das kühlere Wetter zu nutzen, um das Künstlerstädtchen Szentendre, eine entzückende kleine Ortschaft direkt am Donauufer 25 km südlich von Dömös, in Augenschein zu nehmen.
Das Städtchen beherbergt viele kleine Galerien - hier spürt man das Wirken vieler Künstler. Die Straße mit dem Dach aus bunten Regenschirmen ist ein bekanntes Fotomotiv des Städtchens. Auch wir haben sie uns nicht entgehenlassen. An dieser Stelle ein Kompliment an den Kollegen des Stadtmarketings - hier wurde ein Budget wirkungsvoll und nachhaltig eingesetzt!
Szentendre hat zahlreiche Kirchen. Der Zufall spülte uns in die St. John the Baptist Parish Rectory. Dort hatten wir das Glück, von einer sehr netten Ungarin auf Deutsch etwas über die Geschichte der Kirche, die ursprünglich St. Andreas :-) hieß, zu erfahren.
"Die römisch-katholische Pfarrkirche ist das älteste und eines der wichtigsten Baudenkmäler in Szentendre."
(Quelle).
Im Laufe des Gesprächs äußerte unsere außerordentlich gut über Deutschland informierte Gesprächspartnerin offen ihre Verwunderung und Besorgnis über die politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen in unserer Heimat. Für uns wieder eine dieser Begegnungen, die uns Ungarn und seine Menschen so sympathisch machen.
Wanderung zum Herz-Chakra der Erde
Sonntag, der 20. August; der höchste Feiertag in Ungarn, an dem die Ungarn ihres ersten Königs, König Stephan, gedenken. Heute sollte der große Tag sein. Wir wollten das Herz der Erde besuchen. Wir ahnten noch nicht, dass es eines zweiten Anlaufes bedürfen würde.
Die Anfahrt erfolgte mit dem Auto über Esztergom auf den Berg hoch nach Dobogókö (699m). Auf dem Gipfelplateau parkten wir auf dem großen Besucher-Parkplatz, der - wie wir später bei unserer Rückkehr zum Auto anhand eines Strafzettels feststellen mussten, am Wochenende gebührenpflichtig ist.
In unserer Naivität dachten wir, dass ein so bedeutendes Ziel wie das Herz der Erde wohl ausgeschildert sein müsste. Doch weit gefehlt. Dobogokö ist zwar ein sehr beliebtes Reiseziel für Wanderer und im Winter auch für Skifahrer, doch dass hier einer der heiligsten Orte der Welt zu finden ist, ist wohl noch recht Wenigen bekannt.
Nachfragen bei der Touristeninformation lieferte uns dann auch keine rechte Wegbeschreibung. Offensichtlich war man über diesen Ort nicht wirklich im Bilde. So wanderten wir zum Aussichtspunkt, der uns einen grandiosen Blick über das Donautal schenkte und nutzten das schöne Wetter für eine Wandertour durch den Wald, in der Hoffnung, zufällig auf den verheißungsvollen Ort zu treffen. Der Marsch durch den Wald tat all unseren Sinnen gut, doch vom Herz der Erde war weit und breit nichts zu sehen.
Auf dem Weg zur Aussichtsplattform kommt man auch an der Skulptur von Sri Chinmoy, Dreamer of World Peace vorbei. Der aus Indien stammende Sri Chinmoy lehrte einen integrierten Yoga-Weg, den Weg des Herzens , der das dynamische westliche Leben mit den spirituellen Werten der östlichen Welt in völliger Harmonie verbindet.
Zurück auf dem Campingplatz hielten wir Rücksprache mit einer ungarischen Freundin, die uns nähere Informationen zum Herzen der Welt schickte, die uns dann auch verrieten, wo genau wir dieses finden würden.
Beim zweiten Anlauf ein paar Tage später fanden wir dann hinter dem Restaurant nahe des Aussichtspunktes auch den Einstieg für unser Wanderziel: der Ferenczy-Felsen auf dem Berg Rám.
Es folgte ein Abstieg von 200 Höhenmetern, der herausfordernd, aber gut zu meistern war. Nach rund einer Stunde bei sehr guter Streckenmarkierung entdeckten wir das hölzerne Tor, das uns den Weg zum Herz-Chakra der Erde wies.
Neugierig, ein bisschen nervös und voller Freude erklommen wir die letzten Meter zum Ferenczy-Felsen. Und da stand er, der Felsen, das schlagende Herz unseres Planeten. Und tatsächlich ähnelt seine Form einem Herzen.
Der Anblick machte uns zugegebenermaßen ein bisschen demütig. Unterhalb des Felsen fanden wir einen wilden "Altar" vor. Dort waren viele Danksagungen, Bitten und besondere Erinnerungsstücke abgelegt, was uns rührte. Da es noch sehr früh war, waren wir alleine und hatten so Gelegenheit, die Stille auf uns wirken zu lassen.
Ob wir tatsächlich das Herz der Erde oder doch nur unser eigenes haben schlagen hören, sind wir uns nicht ganz sicher.
Beim Anblick des Felsens dachten wir an die Worte nepalesischer Priester, die im Jahr 2005 erklärten, dass die Zukunft der Erde im Karpatenbecken geboren würde.
Der Leiter des Weißen Königlichen Klosters in Nepal erklärte während seines Aufenthalts in Ungarn:
„Ihr Ungarn könnt euch gar nicht vorstellen, wie stolz ihr auf eure Nation sein könnt. Wir wissen mit Sicherheit, dass die intellektuelle und spirituelle Erneuerung der Welt von eurem Land aus beginnen wird.“
Ein weiteres, bemerkenswertes Zitat stammt von Pater Pio (1887-1968):
„Ungarn ist ein Käfig, aus dem ein weiterer schöner Vogel herausfliegen wird. Es erwartet sie viel Leid, aber sie werden ganz Europa teilhaben lassen an beispiellosem Ruhm. Ich beneide die Ungarn, weil sie der Menschheit großes Glück bringen werden. Nur wenige Nationen haben so etwas. Ein mächtiger Schutzengel wacht über die Ungarn, und es wäre richtig, wenn Sie als Ungar stärker um den wirksamen Schutz für ihr Land bitten würden!“
Angesichts der dramatischen Entwicklungen weltweit und der politisch ungewöhnlichen Rolle Ungarns innerhalb der Europäischen Union, haben diese Worte etwas überraschend Aktuelles.
Auch wenn man der Bedeutung dieses Ortes keinen Glauben schenkte möchte, wird man sich dessen Zauber nicht entziehen können. Bei uns werden die Momente an diesem Ort auf jeden Fall noch lange in uns nachklingen.
Marienweg
Übrigens, Dobogókő liegt auch am Marienweg, der von Mariazell in Österreich nach Csíksomlyó in Siebenbürgen führt. Schilder mit dem Buchstaben „M“ weisen auf die Wege hin, die über diesen Pilgerweg führen.
Auf dem Weg zum Herz-Chakra kreuzten wir zwei Marienaltare. Der erste befindet sich in einer Felswand - unterhalb der Aussichtsplattform des Nagykilató und ist den Gehörlosen gewidmet. Der Schrein wurde 1926 errichtet und vor Ort finden sich viele Danksagungen, Zeichnungen und Bilder von Pilgerern. Der zweite liegt in einer kleinen künstlich angelegten Grotte, die mit einer auffälligen, blauen Tür auf sich aufmerksam macht.
Im Schatten des Doms: Ezstergom (Gran)
Neben dem Herz-Chakra der Erde ist der Dom zu Ezstergom ein weiteres Highlight für alle Besucher des Pilis-Gebirges. Dieser hat uns schon bei unserer Anreise in seinen Bann gezogen. Du denkst, Du steuerst auf ein kleines, gemütliches Städtchen zu und dann macht es "Bäm": Eine riesige Kuppel überragt die Dächer der Stadt um ein Vielfaches und will so gar nicht in die sonst eher beschaulichen Proportionen passen. Die Sankt-Adalbert-Kathedrale soll übrigens die größte Kirche in Ungarn sein und weltweit auf Platz 18 stehen! Hier befindet sich auch das größte auf Leinwand gemalte Altarbild der Welt.
Der Geschichtsinteressierte sollte viel Zeit mitbringen:
"Esztergom war die mittelalterliche Hauptstadt des Königreichs Ungarn, Erzbistum und bis zur Tatarenzeit Königssitz. (...) Die Architektur und Museen der Geburts- und Krönungsstadt des Heiligen István offenbaren Erinnerungen aus mehreren Jahrhunderten." (Quelle)
Eines der bedeutendsten Museen der Stadt ist das Christliche Museum, das nach dem Vatikaner- und Münchener Christlichen Museum das drittgrößte auf der Welt ist.
Besonders angetan hatte uns die an der linken Seite des Doms befindliche Bakócz-Kapelle aus dem 16. Jahrhundert. Sie ist ein Kleinod der ungarischen Renaissancearchitektur und Wallfahrtsort zur Verehrung "Unserer Lieben Frau von der Burg". Die Kapelle hat als einziger Bereich die Zerstörung des Doms durch die Türken überstanden. Wer sich die Figuren über dem Altar genauer anschaut, wird allerdings feststellen, dass alle Skulpturen ihres Kopfes beraubt wurden bis auf Maria. Dass sie ihr Haupt behalten durfte, verdankt sie angeblich der Tatsache, dass sie - auch für uns überraschend - als Schwangere dargestellt wurde und die Türken großen Respekt vor schwangeren Frauen haben.
Ezstergom ist ein gemütliches Städtchen, dessen Innenstadt hübsch restauriert wurde und zahlreiche Restaurationsbetriebe beherbergt.
Da die Kuchen in Ungarn zuweilen echte Geschmacksfeuerwerke sind, hatte sich Andreas (der ja bei uns zu Hause fürs Kuchenbacken zuständig ist) besonders auf den Café-Besuch gefreut! Doch das von uns aufgesuchte Café wartete allerdings mit einer Überraschung auf. Wir haben wohl das einzige in ganz Esztergom erwischt, in dem keinerlei Speisen - auch kein Kuchen - angeboten wurde. Dafür war der Cappuccino besonders lecker und diente als kleiner Ausgleich.
Hier schreibt: Emily & Andreas Paersch
Seit März 2020 in Somogyvár bei Fonyód am Balaton, Inhaber & Geschäftsführer der Kreativ-Werkstatt Paersch Services Kft. , Veranstalter der "Kreativ-Zeit und Impulsvorträge am Balaton", Wanderer, Hobby-Gärtner, Beton-Künstler, Neu-Camper.
Visegrád - Burg und Staatenbund
Die Stadt Visegrád ist Vielen bekannt von den regelmäßigen Treffen der Staaten Polen, Tschechien, Slowakei und Ungarn. Das erste Treffen dieser Art fand übrigens am 15. Februar 1991 auf dem Schloss von Visegrád (Obere Burg) statt, wo sich die Präsidenten von Polen (Lech Wałęsa), der Tschechoslowakei (Václav Havel) und Ungarn (József Antall) zusammenfanden, um gemeinsame Ziele zu vereinbaren, die ihre Länder als Gruppe erreichen wollten" (Quelle).
Die Namenswahl der Visegrád-Staaten war nicht zufällig, sondern hatte geschichtlichen Ursprung, denn sechs Jahrhunderte zuvor fand hier schon einmal ein Treffen der besonderen Art statt (Quelle):
"Der König ließ das Hauptsymbol des Königreichs Ungarn, die Heilige Krone, hierhin bringen und bewirtete 1335 König Johann von Tschechien und König Kasimir von Polen beim berühmten Gipfeltreffen der Könige, um ein politisches und wirtschaftliches Bündnis zu unterzeichnen."
Wahrzeichen der Stadt und eines der wichtigsten Kulturdenkmäler Ungarns ist die auf einem 247 m hohen Bergkegel gelegene, um 1247 entstandene Burg. Die Burg hatte bis zur Türkenzeit große Bedeutung. Sie erfüllte mehrere Funktionen: sie schütze das Donau-Tal, überwachte den Handelsweg zwischen Buda und Esztergom und war zugleich Zollgebiet. Bis zu der Türkenzeit wurde auch die Heilige Krone Ungarns hier aufbewahrt.
Der Besuch der geschichtsträchtigen Burg lohnt sich, nicht zuletzt auch wegen des atemberaubenden Blickes, den sie über das Donautal bietet.
Vác
Wer am Donauknie Urlaub macht, sollte auch einen Abstecher auf die andere Donauseite miteinplanen. Zum Beispiel in das schmucke Städtchen Vác.
Die nach der Landnahme der Magyaren um 896 entstandene Siedlung gehörte zu den von König Stephan unmittelbar nach Vollendung des Ausbaus des Staatswesens gegründeten Bischofssitzen Ungarns.
Im Stadtzentrum sind noch die freigelegten Fundamente der Michaelskirche aus dem 13. Jahrhundert zu besichtigen. Rund um den Platz haben umfangreiche Restaurierungsarbeiten in den letzten Jahren die Innenstadt zu einer Perle werden lassen.
Imposant ist auch die Kathedrale der Stadt. Sie ist 1761 erbaut worden und bereits die fünfte Kirche an dieser Stelle, nachdem frühere Bauwerke während des Mongolensturms und der türkischen Besatzung zerstört worden waren. 1944 fiel eine sowjetische Bombe in die Kuppel, detonierte aber nicht. Ein Fresko in der Kirche stellt dieses Wunder dar.
In Vác befindet sich auch der einzige Triumphbogen des Landes, der im Jahr 1764 zu Ehren von Kaiserin Maria Theresia, Staatsoberhaupt Ungarns, anlässlich ihres offiziellen Besuchs in der Stadt errichtet wurde.
Die etwas andere Fähre
Um auf die andere Donauseite zu gelangen, mussten wir mangels Brücke die Fähre nutzen. Für Andreas, der in Bingen am Rhein aufgewachsen ist, ein viel genutztes Verkehrsmittel, da er zeitweise in Rüdesheim auf der anderen Rheinseite seinen Arbeitsplatz hatte.
Doch diese kleine, aber feine Autofähre von Visegrád nach Nagmaros hat so garnicht in sein vorgefertigtes Bild einer Autofähre gepasst. Ein separates Boot hat die Fähre bewegt, die mitunter Schwerverkehr wie LKWs mit Holzstämmen geladen hatte. Ein schönes Beispiel ungarischer Improvisationskunst und den Menschen innewohnenden Pragmatismus.
Tipps zum Essengehen
Natürlich waren wir auch neugierig auf das kulinarische Angebot der Region. Unser Urteil: Die Küchen der von uns besuchten Restaurationsbetriebe haben uns überzeugt! Ob das Patak Bistro unterhalb der Burg in Visegrad, die Waldgaststätte Kis Rigó auf der Rückfahrt von Szententre (Link auf Google Maps) oder der Biker-Treff am Besucher-Parkplatz auf dem Dobogókö. Alle Speisen waren mit viel Liebe zubereitet, optisch ein Augenschmaus und sehr schmackhaft. So macht essen gehen Spaß!
Fazit
Wir arbeiten und wohnen zwar seit März 2020 in Ungarn, hatten aber bislang noch nicht viel Gelegenheit, unsere neue Heimat kennenzulernen. Das Urlaubsziel für 2023 sollte deshalb auf alle Fälle in Ungarn liegen.
Wir freuen uns, dass uns der erste Weg ans Donauknie zum Herzen der Welt geführt hat. Für uns steht jetzt schon fest, dass wir dieser geschichtsträchtigen Region auf jeden Fall einen weiteren Besuch abstatten werden.
Und vielleicht können wir die Leser dieses Artikels ja auch dafür begeistern?
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